Es dämmert der Morgen des 16. Februar in Mainz. An diesem Tag treffen sich die zwei führenden Mannschaften der Oberliga Südwest, Schott Mainz und Heidesheim. Erik und Fabrice sind leider in Graz, aber das ist kein Problem, denn der Mannschaftsführer hat beachtliche Kräfte als Ersatz rekrutiert: Der Angriffsspieler Boso und Vereinslegende Elmar sind am Start! Schott Mainz hat aber auch ihre A Mannschaft rangeholt, zwei GMs, drei FMs und noch bis Brett 8 fast 2100. Besonders an den Brettern 5 & 6 sind die Mainzer favorisiert, es wird hart.
Um 11 geht es dann los, aber für Paul P. endet es auch schnell wieder. Er demonstriert sein Eröffnungswissen und sein Gegner bietet ein Remis, das er annimmt. Für eine längere Zeit lösen sich keine weiteren Spiele auf, die Atmosphäre ist definitiv intensiver als alle anderen Spiele. Dann das nächste Ergebnis: Till, um mit seinen Worten auszudrücken, „dachte er steht gut, stand er aber doch nicht“, also nimmt er nur den halben Punkt mit.
1 – 1
Da ich bekanntlich nie am Brett bin, schaue ich mal was bei den anderen passiert. Boso hat sich ganz nach seinem Stil einen Angriff her gekünstelt, Johannes spielt wie immer mit den Grenzen des Machbaren, Paul H. konnte ausgleichen. Elmars Stellung sind schon fast aus wie ein Noteboom mit vertauschten Farben – also wahnsinnig scharf – und Thore spielt gegen die eine zweifelhafte Bauernstruktur. Und dann explodiert es bei Boso. Er opfert eine Qualle, dann noch die Figur. Er treibt den gegnerischen König von g8 nach a1 in seiner eigenen unsterblichen Partie, aber der Preis davon ist sein Zeitverbrauch. Mit nur noch Inkrement zum Ziehen findet Boso einfach nicht den Abschluss und muss das Dauerschach nehmen. Trotzdem eine klasse Partie, wer sowas hinkriegt, kann auch den halben einfach gönnen (auch Bravo an Matteo, der einfach weitergespielt hat).
Leider beginnt sich auch an anderen Brettern das Glück gegen uns zu wenden. Durch ein ungewöhnliches Turmmanöver schafft es Thores Gegner gewaltig Druck aufzubauen und Johannes‘ König wird durch ein Figurenopfer offengelegt. Auch bei mir bekomme ich das Gefühl es läuft schief, aber dann ein Lichtblick: Wie immer ist es der Mannschaftführer, der einen vollen Punkt ergattert. Paul hat nämlich ein gleichfarbiges Läuferendspiel erreicht, allerdings sind die gegnerischen Bauern alle krumm. Kein Thema für den Endspielmeister, der selbst mit drei Bauer minus schon gewonnen hat.
Wir nehmen die Führung: 2,5 – 1,5
Jetzt kommt auch die Heidesheimer Verstärkung zum Anfeuern und es geht wieder bergauf. Thore schafft es seinen Gegner mit einer Zugwiederholung um dem halben Punkt zu bringen und Johannes tauscht die matt-setzenden Figuren alle ab und forciert auch das Remis, Wahnsinn! 3,5-2,5
Ich bekomme das Gefühl meine Stellung wird schlechter, aber was tun? Ein disziplinierter Spieler würde versuchen alles zusammenzuhalten, aber das bin ich nicht… also gieße ich weiter Öl ins Feuer und öffne mein eigenes Fianchetto freiwillig mit Bauernopfer auf. Sowohl mein Gegner als auch ich bekommen Mattideen, aber er hat nur eine Minute auf der Uhr und so bin ich der erste der opfern darf. Einen chaotischen Schlagabtausch später habe ich eine Qualle mehr, die ich dann zum vollen Punkt verwerte. Es spielt nur noch Elmar dessen Stellung – die zwischendurch gut aussah – problematisch geworden ist. Seine Freibauern sind weg und einer der gegnerischen ist verblieben. Aber da der Mannschaftssieg schon in der Tasche ist, streckt er die Waffen und wir feiern gemeinsam den ersten Sieg gegen die erste Mannschaft von Schott (zumindest soweit unsere Erinnerung nach 6 Stunden Schach reicht).
Damit ist Platz 1 in der Oberliga vorerst verteidigt, die Abstiegschancen verkleinern sich und der Traum vom Aufstieg lebt noch. Vielen Dank an die Zuschauer, es war toll, dass ihr dabei wart! Vielen Dank ans Team (vor allem Boso und Elmar, die uns echt aus der Patsche geholfen haben), alle haben ihr Bestes gegeben und der Endstand 4,5 – 3,5 reflektiert es!
A.A.C.